„Oma, weißt du, was mich so richtig glücklich macht?“ – Das sind Sätze, bei denen ich im Bus, im Supermarkt, in der Schlange beim Bäcker, eigentlich überall spitze Ohren bekomme. Ich blicke nach links und da sitzt ein vierjähriges Mädchen mit aufgeregt roten Wangen, dessen braune Locken sich ihren Weg unter der Wollmütze hervorbahnen, und schaut gespannt aus dem Fenster. „Na, was denn?“, fragt die Oma und ihr Lächeln verrät, dass sie schon ahnt, dass jetzt etwas Bemerkenswertes kommen wird. Und so ist es: „Wie schön die Welt ist!“
Es macht Bämms, mein Herz zerbricht, die Oma und ich schauen uns nun an und grinsen.
Als ich das bei einer Gelegenheit erzähle, erwidert meine Schwester, ein bisschen empört, dass ich immer so Sachen hören würde. Hm. Das kommt schon manchmal vor und wenn ich ein bisschen darüber nachdenke, glaube ich dafür Gründe zu erkennen. Es ist nicht so, dass ich superviel unterwegs bin, eigentlich wenig bis normal viel. Ich lese weder in Bus und Bahn, noch höre ich Musik/Podcast, auch nicht wenn ich laufend unterwegs bin. Also habe ich physisch die Möglichkeit, Dinge zu hören. Außerdem gibt Trigger für mich. Das sind vor allem Dinge, die kleine Kinder sagen und zu laute zu private (Telefon-) Gespräche in der Öffentlichkeit. Und ich lebe nicht in einer pulsierenden Metropole. Aber hauptsächlich ist es wohl die Tatsache, dass ich theoretisch aufmerksam unterwegs bin. Dann hört man oft viel Murks. Schlechte Laune, Dummes, Blabla. Aber eben auch ab und an etwas so Schönes, das das Herz hüpfen lässt.
Herzhaftes Herbst- und Wintersoulfood
Und Wärme, die sich wohlig im Bauchraum ausbreitet, kann definitiv auch ein schönes, cremiges, tief herzhaftes Herbst- und Wintergericht auslösen. Wir sehnen uns alle nach Sommer, Sommergemüse und leichter Kleidung und ebensolchem Essen. Aber Hand aufs Herz: Sommeressen kann nicht das, was Winteressen kann. Also sollten wir das noch ein bisschen abfeiern. Und eines meiner absoluten Lieblingsessen in diesem Herbst und Winter war und ist eine würzige, gebackene Polenta mit Tomaten-Kürbisragout. Zum allerersten Mal im Spätsommer gegessen, mit Tomaten und Kürbis vom eigenen Saisonacker, in dieser überraschenden Phase, wenn sich Sommergemüse und der untrügöiche Herbst sich die Klinke in die Hand geben, hat sich das als Winterwohlessen im Holunderweg sehr etabliert.
Rezept für Kürbisragout mit gratinierter Polenta
10 Minuten Vorbereitungszeit, 30 Minuten Kochzeit
Zutaten für 4 Portionen
für die gratinierte Polenta:
200g Polenta (Maisgrieß)
1 EL Olivenöl + 1 EL Olivenöl oder Butter
30 g Parmesan oder Pecorino
für das Kürbisragout:
ein mittelgroßer Hokkaido-Kürbis, ca. 500-600 g
1 rote Zwiebel
2-3 EL Olivenöl
6 Zweige Thymian
1 Rosmarinzweig
1 EL Tomatenmark
1 große Dose stückige Tomaten (800 g)
Salz und Pfeffer
Zubereitung:
Für die Polenta 500 ml Gemüsebrühe aufkochen, die Polenta einrühren, noch mal aufkochen lassen und dann 10 Minuten lang bei ausgeschaltetem Herd quellen lassen.
Den Hokkaido-Kürbis waschen, halbieren und die Kerne mit einem Esslöffel ausschaben. Die Kürbishälften in gabelgerechte Stücke schneiden. Die Zwiebel schälen und in feine Würfel schneiden. 2-3 EL Olivenöl in einem ausreichend großen Topf erhitzen und die Zwiebelwürfel darin anschwitzen. Die Kräuter hinzugeben, kurz mitanschwitzen lassen und dann 1 EL Tomaten dazugeben. Alles vermengen, die Temeperatur etwas erhöhen, so dass das Tomatenmark etwas am Boden haften bleibt und leicht dunkel wird. Dann mit den Dosentomaten und der Gemüsebrühe ablöschen. Die Kürbiswürfel hinzugeben und 30 Minuten lang köcheln lassen, ab und an umrühren.
Den Backofen auf 175 Grad Ober-/Unterhitze vorheizen. Eine Auflaufform (meine ist 26 cm lang, 19 cm breit und 6 cm tief) mit 1 EL Olivenöl einfetten und die in Gemüsebrühe gequollene Polenta hineingeben und glattstreichen. 1 EL Olivenöl oder 1 EL Butter in Flöckchen auf der Polenta verteilen sowie darauf 30 g geriebenen Parmesan oder Pecorino. Die Polenta so 20 Minuten backen und danach noch mal etwa 3 Minuten lang unter dem eingeschalteten Backofengrill, wer mag – dann wird die Polenta noch ein bisschen knuspriger.
Vor dem Servieren sammelst du noch die Kräuter aus dem Ragout und schmeckst es mit Salz und Pfeffer ab. Wenn du es etwas rauchig-würzig magst, kann ich empfehlen, auch eine Teelöffelspitze Pimenton de la vera (geräucherte Paprika) hinzuzufügen.
Solche würzigen Schmorgerichte sind im Winter und Herbst schon Pflicht, oder? Der Bauch braucht das, man möchte seine Häde um dampfende, tiefe Teller legen, das Herz von köstlichen Gewürzen wärmen lassen. Ein dazu passendes Gericht ist dieses Stiffado, ein griechischer Smortopf. Das Stiffado kannst du statt mit Zucchini und Aubergine auch saisonal mit Kürbis, Pastinake und/oder Rüben zubereiten.
Isst du im Winter auch so besonders gerne schön herzhafte Gerichte? Und fällt es dir bei einer fleischlosen Ernährung manchmal schwer, Gerichten so eine richtig schöne Herzhaftigkeit mitzugeben?
Ich wünsche dir Schönes
Natalie
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