Kommt ein Norddeutscher nach Schwaben. So fangen bestimmt prima Witze an, aber auch die Geschichte einer großen Verwunderung. Hier (norddeutsch ist in diesem Fall alles nördlich von Frankfurt) isst man Linsen als Eintopf. Wenn es ganz verrückt werden soll, dürfen sie auch in einem Salat zum Einsatz kommen. Das war dann aber auch das Höchste der Gefühle. Und dann wird man irgendwann im Urlaub oder weil man durch Arbeit, Herz, den Wunsch nach neuen Gefilden gen Süden getrieben wird, mit dieser Ungeheuerlichkeit konfrontiert: Spätzle mit Linsen. Also Nudeln mit Linsen – warum sollte man sowas machen?!
Der Schwabe würde antworten: „Womit soll mr Linse sonscht esse?“, und hat recht damit. An dem klassischen Rezept für Spätzle mit Linsen habe ich mich hier schon mal versucht und da ich jetzt schon seit zwei Jahren Stuttgarterin und sozusagen ein mittelalter Spätzlemitlinsenhase bin, darf es jetzt Schwäbisch 2.0 werden: Spätzle-Linsenburger im Laugenbrötchen. Uh yeah.
Ich habe das Rezept so geschrieben, dass alle Schritte parallet zueinander verlaufen können oder ineinander übergehen. Jeder Bestandteil, ob Laugenbrötchen, Möhrencreme, Spätzle oder Linsenbratling, können auch wunderbar für sich stehen.
Rezept für fünf Spätzle-Linsenburger im Laugenbrötchen
200g Spätzlemehl
2 Eier
50ml Mineralwasser
eine gute Prise Salz
Linsenburger
225g Alb Leisa, Puy Linsen oder Grüne Linsen
1/2 Bund gehackte Petersilie
1 Ei
1 Schalotte
1 Knoblauzehe
1/2 TL (großzügig) Kreuzkümmel
1/2 TL (vorsichtig) Zimt
Salz, Pfeffer
250g Mehl
6g Salz
1/2 TL Zucker
25g weiche Butter
1/2 Würfel Hefe
125ml lauwarmes Wasser
30g Hauhaltsnatron
Möhren-Sesam-Creme (eignet sich auch hervorragend als Brotaufstrich oder mit mehr Öl und Käse als Pesto)
5 mittelgroße Möhren (etwa 250-300g)
1 EL heller Sesam
3 EL Olivenöl
Salz, Pfeffer
etwas Öl und Butter zum Braten
wer mag: eine rote Zwiebel, in Ringe geschnitten und gläsig angedünstet, und einige Salatblätter.
1. Vermengt Mehl und Salz für die Laugenstangen in einer Rührschüssel. Macht in der Mitte eine kleine Mulde, krümelt hier die Hefe hinein, gebt den Zucker hinzu und langam das lauwarme Wasser. Verknetet die Zutaten zu einem geschmeidigen Hefeteig (genaue Anleitung hier) und lasst den Teig eine Stunde abgedeckt ruhen.
2. Setzt die Linsen in ungesalzenem Wasser auf und lasst sie etwa 25 Minuten köcheln, bis sie weich sind.
3. Die Möhren schalen und in grobe Scheiben schneiden oder würfeln. Etwas gesalzenes Wasser zum Kochen bringen und die Möhren darin garen, bis sie weich sind. Abgießen und abkühlen lassen.
1 EL Sesam in einer Pfanne ohne Öl anrösten. Die abgekühlten Karottenstücke mit dem Sesam und Öl in einem Multizerkleinerer oder mit einem Pürierstab zu einer sämigen Masse verarbeiten. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.
4. Den Hefeteig aus der Schüssel nehmen, auf eine gut bemehlte Arbeitsfläche geben und in etwa fünf gleich große Teile teilen. Wer, ie ich, auf Nummer sicher gehen will, kann den Teig abwiegen, das Ergebnis durch fünf teilen und so die fünf Teigstücke abwiegen, damit alle Laugenbrötchen etwa gleich groß werden.
Die Teigstücke mit dem Handballen auf der Arbeitsfläche noch einmal vorichtig durchkneten und dann in den bemehlten Handflächen zu Brötchen formen. Mit der Schlussstelle nach unten auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen und noch einmal 20-30 Minuten mit einem sauberen Küchenhandtuch abgedeckt gehen lassen. Den Backofen auf 225 Grad Ober/Unterhitze vorheizen.
5. Die Linsen abgießen und etwas abkühlen lassen.
6. In einem großen Topf etwa drei Liter Wasser zum Kochen bringen.
7. Die Petersilie, Schalotte und Knoblauch hacken und gemeinsam mit den abgekühlten Linsen, Kreuzkümmel, Zimt, Salz und Pfeffer in einem Multizerkleinerer oder mit dem Pürierstab zu einer Masse zerkleinern.
Das Linsengemisch in eine Rührschüssel füllen, abschmecken und ggf. kräftig nachwürzen – hierbei lieber etwas überwürzen. Das Ei in die Schüssel schlagen und die Masse verkneten oder gut miteinander verrühren.
8. De Temeperatur des kochenden Wassers etwas herunterdrehen, sodass es nur noch siedet. Das Natron vorsichtig in das heiße Wasser geben – Achtung, das schäumt ziemlich! Lieber teelöffelweise einstreuen. Die Laugenbrötchen nun nacheinander ins köchelnde Natronwasser geben. Nach 10 Sekunden wird das Brötchen gewendet und schwimmt mit der anderen Seite nach unten wiederum in der Natronlauge. Auf das Backblech legen und mit dem nächsten Brötchen genauso verfahren. Wenn alle Brötchen ihr Bad genommen haben, könnt ihr die Oberseite mit einem Messer vorsichtig einritzen. Die Laugenbrötchen müssen nun 20-25 Minuten backen, bis sie schön gebräunt sind.
9. Die trockenen Spätzlezutaten vermengen, die Eier hineinschlagen und nach und nach das Mineralwasser hinzugeben. Ich sage es ganz offen: Bei Spätzleteig tut man sich einen Gefallen, wenn man eine Küchenmaschine besitzt. Geht auch ohne, dann bekommt man Muckis.
Der Teig muss so lange gerührt werden, bis er geschmeidig ist und beim Rühren Blasen schlägt. Den Teig zur Seite stellen und etwas ruhen lassen.
10. In einem großen Topf gesalzenes Wasser zum Kochen bringen. Etwas Butter in eine große Pfanne geben und schmezen lassen.
Je nachdem welcher Spätzletyp ihr seid (der traditionelle Spätzleschaber, der Spätzlepressenverwender oder Durch-ein-Spätzlesieb-Drücker), werden die Spätzle portionsweise ins kochende Wasser gesiebt, gepresst oder geschabt. Sobald sie an der Oberfläche schwimmen, mit einer Schaumkelle abschöpfen und in die Pfanne geben. Hierin etwas in der Butter anschwenken oder leicht anbraten. Anschließend könnt ihr die Spätzle in eine feuerfeste Form oder Schüssel geben und sie im etwa 50 Grad warmen Backofen warmhalten.
11. Wir nähern uns dem Finale: Die Linsenburger. Lasst in einer Pfanne mindestens einen Fingerhoch neutrales Öl, zum Beispiel Rapsöl, mit einem Stück Butter heiß werden. Formt die Burgerpatties mit den Händen- wenn ihr sie nicht ganz so frikadellenartig mögt, könnt ihr sie auch flacher formen, dann ergibt die Burgermasse natürlich mehr – und gebt sie in die heiße Pfanne. Von beiden Seiten knusprig anbraten.
Hierbei ist es wichtig, dass ihr nicht mit dem Bratfett geizt, da die Bratlinge ansonsten sehr leicht auseinanderfallen. Wie bei Omas Frikadellen sollen auch diese Linsenburger schön im Fett ausgebraten werden. Legt sie danach auf etwas Küchenkrepp, dann wird das überschüssige Fett aufgesaugt.
Anschließend könnt ihr sie ebenfalls noch in den Warmen Backofen geben, um die Burger in Ruhe vorzubereiten.
12. Schneidet die Laugenbrötchen auf und bestreicht die Unterseite großzügig mit der Möhrencreme. Gebt ein Salatblatt darauf, einen Linsenbratling, einen Esslöffel voll Spätzle und wer mag noch ein paar angebratene Zwiebelringe. Ihr könnt auch die Innenseite der oberen Hälfte des Laugenbrötchens noch mit Möhrencreme bestreichen und auf den Burger auflegen – und schmecken lassen!
Ich wünsche euch Schönes
Natalie
indiekuechefertiglos meint
Sehr geil!Ich muss ja zugeben ich bin eher so der Anti-Vegetarische-Burger Typ, aber die Idee ist so genial und es hört sich so toll an, dass ich dem Burger wohl tatsächlich eine Chance geben werde!Liebe Grüße,Fabian
Julchens Judith meint
Das hört sich lecker an. Aber auch wenn ich nördlich von Frankfurt (in Köln) wohne, kenne ich dank meiner Wurzeln die schwäbische und badische Küche und schätze es sehr, dass es solche Vielfalt zwischen Nord und Süd gibt und dann kommt da plötzlich eben dein leckeres Rezept daher.LG Judith