
Fragend hebe ich das Bündel Petersilie und wedele damit leicht hin und her.
Mehmet grinst – oder fletscht die Zähne. Den Unterschied habe ich noch nicht herausgefunden. „Rate!“ Ich atme geräuschvoll aus und denke nach. „Hmm, zwei Euro vielleicht?“ Mehmet reißt die Augen auf, macht eine wegwerfende Handbewegung: „Nää, viel zu viel. Ein Euro.“ Grinsend krame ich nach meinem Geld und erkläre, dass ich mir den Preis für die Petersilie nie merken können werde, weil sie ja immer unterschiedlich viel kostet.
Mehmet blickt mich ernst an und sagt: „Petersilienpreis ist wie Goldpreis. Mal so und mal so.“
Während ich nach Hause gehe und mich über alle Menschen, Blüten, Vögel und Blätter wundere und wo die auf einmal alle herkommen, wird mir klar, dass ich eben nicht nur ein Bund Petersilie gekauft habe. Für einen Euro hat mir Mehmet die Welt erklärt. Die Philosophie von Jahrtausenden Menschheitsgeschichte zusammen gefasst. Mehr gibt es zum Leben nicht zu sagen, als: Ist wie Goldpreis. Mal so und mal so.
Die hochphilosophische Petersilie wurde dann Teil meines aktuellen Lieblingsessens: Bun Tofu. Ein vietnamesischer Reisnudelsalat, der lauwarm gegessen wird und grandios süß-sauer-scharf-knackig schmeckt.
Zutaten für zwei Portionen Bun Tofu, vietnamesischer Reisnudelsalat:
200g Reisbandnudeln *
2 Salatherzen oder anderen Salat nach Wahl
200g Tofu (Räuchertofu oder Mandel-Nuss-Tofu)
1/2 Bund Petersilie und/oder Koriander
2-3 Karotten
3 EL Röstzwiebeln oder: 2 Zwiebeln, 1 EL Mehl und 200ml Pflanzenöl
2 TL geröstete und gesalzene Erdnüsse
Optional:
einige Blätter Thai-Basilikum*
eine Handvoll gemischte Sprossen
für das Dressing:
2 Limetten
3 EL Ahornsirup oder Rohrzucker
3 EL Reisessig* (alternativ geht sicher auch Apfelessig)
4 EL Sojasauce
1 Chilischote
1 Stück Ingwer, etwa 3cm lang
* Gibt es im Asia-Laden oder im asiatischen Lebensmittelregal im Supermarkt
Zuerst wird das Dressing für das Bun Tofu zubereitet, damit es noch ein bisschen durchziehen kann. Die Limetten auspressen, den Saft in einer kleinen Schale oder Schüssel auffangen. Mit Ahornsirup, Reisessig und Sojasauce vermengen.
Die Chilischote wachen, in zwei Hälften schneiden, die Kerne entfernen und die Chili in feine Würfel schneiden. Den Ingwer schälen und ebenfalls fein würfeln. Chili und Ingwer zum Dressing geben und beiseite stellen.
Falls du die Röstzwiebeln selbst machen möchtest: Die Zwiebeln schälen und in nicht zu dünne Ringe schneiden (etwa 3mm breit). Die Zwiebelringe in Mehl wenden und dann abklopfen, aber es soll noch Mehl an den Zwiebeln haften bleiben. Öl in einem Topf erhitzen. Es ist heiß genug, wenn Blasen am Holzstiel eines Kochlöffels oder Schaschlikspießes hochsteigen, den du kurz hineinhältst. Nun kannst du die Zwiebelringe ins Öl geben. Schalte die Temperatur des Herdes etwas herunter, aber die Zwiebeln müssen schon noch leicht sprudelnd frittiert werden. Erst dauert es einige Zeit, bis sie braun werden, aber dann geht es sehr schnell: Lege ein Küchenpapier auf einen Teller und sobald die Zwiebelringe braun sind, schöpfst du sie mit einem Schaumlöffel oder mit einer Gabel heraus (schalte dabei den Herd schon mal aus) und lass die Röstzwiebeln auf dem Küchenpapier abtropfen.
Wenn du fertige Röstzwiebeln kaufst, kannst du den Schritt oben natürlich überspringen.
Jetzt wird der Salat vorbereitet: Schneide den Salat in gabelgerechte Stücke, wasch ihn und schleudere ihn gut trocken. Die Karotten schälen und in dünne Streifen schneiden oder hobeln. Du kannst die Möhren aber auch ganz einfach raspeln.
Die Kräuter auch waschen, gut trocken schütteln und die Blätter abzupfen. Du kannst die Petersilie und den Koriander auch noch etwas feiner hacken, das muss aber nicht sein.
Bring ausreichend gesalzenes Wasser in einem Topf zum Kochen.
Schneide den Tofu in Würfel oder Scheiben, erhitze etwas Öl in einer Pfanne und beginne den Tofu zu braten, sodass er von allen Seiten schön braun und knusprig wird.
Koch die Nudeln nach Packungsanleitung (das dauert 5-10 Minuten, je nach Sorte oder Marke).
Gieß die Nudeln ab, den Tofu kannst du auch auf einem Küchenkrepp etwas abtropfen lassen – und dann kannst du dein Bun Tofu anrichten. Nimm dazu am besten einen tiefen Teller oder eine etwas größere Müslischale.
Spoiler: Es wird nachher ohnehin alles miteinander vermengt, das ist superwichtig, aber falls du den Reisnudelsalat trotzdem schön anrichten möchtest, kannst du den Teller in Drittel aufteilen, eines für die Nudeln, eines für den Tofu und eines für den Salat. Gib die Möhrenstreifen auf den Salat sowie die Kräuter und die Sprossen. Hacke die gerösteten Erdnüsse grob und gib sie auch auf den Salat.
Alternativ gibst du die Nudeln ganz nach unten in deine Schüssel oder deinen Teller, gibst den Tofu darauf und darauf Salat, Kräuter, Sprossen und Nüsse.
Kurz vor dem Essen gibst du das Dressing auf das Bun Tofu und vermengst alles gut miteinander.
In dem grandiosen vietnamesischen Restaurant, in dem ich zum ersten Mal Bun Tofu gegessen habe, steht ein Kellner so lange neben dem Tisch, bis alle ihr Bun Tofu wirklich gut vermengt haben. Und dann darf gegessen werden.
Das Rezept klingt aufwendiger als es ist, denn man kann viele der Arbeitsschritte parallel machen. Und auch die Zutaten halten sich in Grenzen, denn ihr werdet Bun Tofu öfter essen und darum Reisessig eben auch öfter benötigen. 🙂
Hast du auch mal eine nette Geschichte beim Einkaufen erlebt? Oder Bun Tofu oder Bun Cha wie es eigentlich heißt (mit Rindfleischstreifen) schon einmal gegessen?
Ich wünsche dir Schönes
Natalie
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