Zur Grundausstattung eines Festivalsbesuchs gehören unter anderem drei Dinge: ein Gaskocher, Dosenöffner und Ravioli aus der Dose. Den Gasbrenner kann man aber auch weglassen. Als ich zum ersten Mal auf einem Festival war (aaah, das ist schon zehn Jahre her, ich bin alt!!!), haben wir fröhlich Dosenravioli und anderen Nudelkram in Dosen geshoppt und Opas Gaskocher ausgeliehen. Auch den Dosenöffner haben wir nicht vergessen – dafür aber, wie der Gasbrenner angeht. Aus Angst vor Explosionen und einem Flammeninferno haben wir das Thema dann auch nicht weiterverfolgt.
Der Vorteil von Dosenravioli ist also, dass man sie auch kalt essen kann. Wenn man nichts anderes hat. Der Vorteil von selbstgemachten Ravioli ist, dass man sie auch kalt essen kann. Ganz klare Patt-Situation. Aber da muss es doch noch mehr geben … Ach, genau: Selbstgemachte Ravioli kann man mit Allem füllen, Hauptsache, es ist püriert. Da tun sich unendliche Kombinationsmöglichkeiten auf, vor allem, mit all dem tollen, frischen Sommergemüse, dass es im Moment gibt. Ravioli sind etwas aufwändiger in der Vorbereitung, aber es lohnt sich. Es macht Spaß, sich selbst oder Freunden etwas Gutes zu tun, ein richtig besonderes Essen. Und wer einmal selbstgemachte Pasta gegessen hat, dem fällt der Griff zur Nudelpackung beim nächsten Einkauf nicht mehr so leicht. Was machen wir jetzt auf Festivals? Toast mit Ketchup?
Zutaten für 4-6 Personen
Nudelteig
300g Weizenmehl Type 405
2 Eier
½ EL Salz
10 EL kaltes Wasser
Raviolifüllung
ca. 650g Möhren
150g Frischkäse
2 EL Walnuss- oder Sonnenblumenkerne
Salz, Pfeffer, Muskat
etwas Butter
Sauce
100ml Gemüsebrühe
200ml Sahne
Abrieb einer unbehandelten Zitrone + Saft einer ½ Zitrone
1 Schalotte
etwas Butter
Salz, Pfeffer
ca. 500g Mangold
Salz, Pfeffer
Olivenöl
Zubereitungszeit: etwa 1 Stunde + 30 Minuten Wartezeit
Die Zutaten für den Nudelteig zu einem geschmeidigen Teig verkneten. Sollte er zu trocken sein, das heißt, auch nach langem Kneten nicht zu einem Teigklumpen werden, gebt esslöffelweise noch etwas Wasser hinzu. Sollte der Teig an den Händen kleben, noch etwas Mehl unterkneten. Den Pastateig in Frischhaltefolie wickeln und mindestens eine halbe Stunde im Kühlschrank ruhen lassen.
In der Zwischenzeit wird die Füllung vorbereitet. Hierzu schält ihr die Möhren und schneidet sie in Stücke. In wenig gesalzenem Wasser garen, bis sie bissfest sind, und lasst sie abkühlen. Die Walnuss- oder Sonnenblumenkerne in einer Pfanne ohne Öl rösten. Die abgekühlten Möhren mit den Kernen pürieren, Frischkäse, Salz, Pfeffer und etwas Muskat hinzugeben und so lange pürieren, bis eine sämige Masse entsteht.
Den Teig auf einer bemehlten Arbeitsfläche noch einmal durchkneten und in etwa faustgroße Stücke teilen. Die Stücke nach und nach entweder mit der Nudelmaschine oder geballter Muskelkraft und dem Nudelholz in dünne Platten ausrollen.
Um daraus Ravioli zu machen, gibt es verschiedene Möglichkeiten: Raviolibretter, Ravioliausstecher und -former, ein ganz normales Trinkglas oder einen runden Plätzchenausstecher. Wichtig ist, dass keine Luft zwischen den Teigplatten und der Füllung ist, nicht zu viel Füllung in den Ravioli und der Teig nicht zu dünn ist. Klingt kompliziert, aber man bekommt schnell ein Gefühl dafür.
Die Füllung häufchenweise (ein knapper Teelöffel pro Ravioli) auf der unteren Teigplatte verteilen. Darauf eine zweite Teigplatte legen und die Ravioli ausstechen. Ich benutze ein Raviolibrett, da rollt man nun kräftig mit dem Nudelholz drüber und die Ravioli sind ausgestochen. Das geht ziemlich schnell und unkompliziert.
Die Ravioli auf der großzügig bemehlten Arbeitsfläche zwischenlagern. Eine Schalotte für die Sauce fein würfeln. In etwas Öl anschwitzen und 100ml Gemüsebrühe und 200ml Sahne hinzugeben und aufkochen lassen. Die Schale der Zitrone mit einem Zestenreißer oder einem Gemüsehobel abreiben. Den Zitronenabrieb mit dem Saft einer halben Zitrone zur Sauce geben, und nun etwas einköcheln lassen. Sobald sie schön sämig geworden ist, mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Wasser in einem großen Topf zum Kochen bringen und parallel Butter in einer großen Pfanne schmelzen. Die Ravioli nun nach und nach ins kochende Wasser geben, dabei nicht zu viele auf einmal, sie müssen noch frei umherschwimmen können. Sobald sie an der Oberfläche schwimmen, mit einem Schaumlöffel abschöpfen und in der Pfanne entweder in der Butter schwenken oder ein bisschen anbraten lassen.
Den Mangold waschen und etwas Butter oder Olivenöl in einer Pfanne erhitzen. Die Mangoldblätter in Streifen und die Stiele in schräge, nicht zu kleine Streifen schneiden. Mangold in die Pfanne geben. Sobald die Blätter zusammengefallen, ähnlich wie Spinat, und die Mangoldstiele bissfest sind, etwas salzen und pfeffern.
Das Gemüse nun auf den Tellern verteilen, Ravioli und Sauce darüber geben und es sich schmecken lassen.
Ich wünsche euch Schönes
Natalie
P.S.: Mit diesem Rezept habe ich am 1. November 2014 den dritten Platz beim Food Blog Award 2014 in der Kategorie „Bestes Rezept“ gewonnen. Ich bin nicht nur stolz wie Bolle, sondern auch wie Oskar und freue mich wie verrückt.
Restaurant am Ende des Universums meint
Meine Mutter macht immer die türkischen Ravioli (Manti) selbst und die schmecken auch hunderttausendmal besser als alles, was man kaufen kann. Ich selbst war bisher aber immer zu faul, die selbst zu machen. Auch wenn ich weiß, dass es sich mehr als lohnt…. man darf einfach nicht so faul sein. Das muss ich mir merken. 🙂
Iris meint
Mmmh, klingt – mal wieder – superlecker! Und die Küchenmaschine sieht ja cool aus! Wenn du die empfehlen kannst, werde ich da auch mal drüber nachdenken… sehr praktisch! 🙂