Jetzt, wo langsam die Winterkleidung weit hinten im Schrank verstaut und die leichtere Bekleidung hervorgeholt wird, ist ein guter Zeitpunkt den Kleiderschrank zu entrümpeln. Solche Kleiderschrankleichen kennt wohl jeder: Das könnte ich irgendwann nochmal anziehen. Könnte man, aber dieses Irgendwann kommt nie.
Doch was tun mit den aussortierten Kleidungsstücken? Im Internet, an Secondhandladen oder auf dem Flohmarkt verkaufen, auf einer Tausch-Party tauschen, an eine örtliche Kleiderkammer geben oder aber man verschönert das Vorhandene.
Weil ich schwer verliebt in Bubikragen oder Peter-Pan-Kragen bin, möchte ich euch zeigen, wie man mit ein bisschen Stoff und einer Nähmaschine alte T-Shirts oder auch neue, ganz schlichte T-Shirts aufhübschen kann.
Dazu braucht ihr:
ein T-Shirt
ein Stück Stoff für den Kragen, etwa 40x40cm
Schrägband in der gewünschten Farbe, etwa 60cm lang und 1,2cm breit (je nach Umfang des Kragens)
wenn ihr das Schrägband selbst machen wollt: Stoff und ggf. einen Schrägbandformer
Seidenpapier für das Schnittmuster
passendes Nähgarn
Stecknadeln
Maßband, Geodreieck, einen Bleistit und Fineliner
ein Bügeleisen
eine Nähmaschine
a) Zuerst wird der Umriss des Ausschnitts nachgezeichnet. Hierzu nehmt ihr ein Stück Seidenpapier, das mindestens doppelt so breit ist, wie der Ausschnitt eures T-Shirts. Faltet die linke und die rechte Seite des Papiers zur Mitte hin und schiebt das so gefaltete Papier in den Ausschnitt des T-Shirts hinein. Schiebt das Papier soweit hinein, dass auch unterhalb des Ausschnitts noch etwa 10cm Papier liegen.
Das T-Shirt muss glatt und gerade auf eurer Unterlage aufliegen. Nun zeichnet den Umriss des Ausschnitts mit einem Fineliner auf dem Papier nach. Zuerst am Halsauschnitt und dann auch am Rückenauschnitt. Hierzu nehmt ihr entweder ein neues Stück Seidenpapier oder falls euer Papierstück lang genug ist, das andere Ende des Papiers.
b) Wenn ihr das Seidenpapier nun auffaltet, verlängert ihr die abgezeichnete Linie etwa um 2cm. Parallel zu dieser Linie zieht ihr im Abstand von 6cm eine weitere Linie. Mein Kragen ist 5cm breit und die Nahtzugabe beträgt insgesamt 1cm. Ihr könnt die Größe eures Kragens natürlich variieren.
c) Jetzt schneidet ihr die beiden Kragenschnittmuster entlang der Linien aus. Das Schnittmuster für den vorderen Teil des Kragens faltet ihr dann in der Mitte und zeichnet die typische Rundung für den Bubikragen ein. Schneidet entlang dieser Linie die Rundung ab und ihr habt nun zwei Schnittteile für den vorderen Teil des Kragens.
Diese steckt ihr dann auf dem Ausschnitt eures T-Shirt fest. Lasst die Ecken oben (Pfeil) ein kleines bisschen überlappen. Wichtig ist bei diesem Schritt, genau die Mitte eures Ausschnitts zu finden und an diesem Punkt die beiden Schnittteile festzustecken.
d) Wenn ihr die Mitte gefunden habt, steckt ihr die Schnittteile einmal um den Halsauschnitt herum fest. Das selbe macht ihr am Rückenausschnitt mit dem dafür vorgesehenen Schnittteil.
An der Ärmelnaht, wo die Schnittteile für den hinteren und den vorderen Teil des Kragens aufeinandertreffen, steckt ihr die Schnittteile nicht nur am Stoff fest, sondern auch aneinander fest (Pfeil auf dem rechten Bild).
Ein Tipp: Legt die Schnittteile nicht allzu stramm um den T-Shirt-Kragen herum, damit der Bubikragen nachher locker und flach auf dem T-Shirt aufliegt.
e) Wenn ihr euch sicher seit, dass der Kragen so richtig auf eurem T-Shirt liegt, könnt ihr die Stecknadeln entfernen. Aber die Schnittteile für den vorderen und hinteren Teil des Kragens bleiben aufeinandergesteckt.
f) Den Stoff für euren Kragen bügelt ihr und legt ihn rechts auf rechts aufeinander. Steckt das Kragenschnittteil auf ihm fest und zeichnet die Umrisse mit einem weichen Bleistift oder einer Schneiderkreide ab.
Ich habe mir dann eine Nählinie eingezeichnet; das empfiehlt sich für Anfänger oder für Menschen mit Knick in der Optik, wie mich. Dazu wird parallel zur äußeren Schnittlinie mit einem Abstand von 0,5cm Nahtzugabe die Nählinie aufgezeichnet. (Pfeil)
g) Jetzt wird der Kragen ausgeschnitten. Steckt die beiden Stofflagen dazu wieder mit Stecknadeln fest, damit nichts verrutscht. Nun werden die beiden rechts auf rechts aufliegenden Stoffteile genauso an der Nählinie entlang zusammengenäht.
Dreht dann den Kragen auf rechts und bügelt in glatt.
g) Um die Rundungen besser heruszuarbeiten, kann man ein Stück der Nahtzugabe um die Rundung herum nachträglich abschneiden. Hierzu dreht ihr den Stoff wieder auf links.
Dabei sollte man darauf achten, die Nachzugabe nicht zu nah entlang der Naht abzuschneiden, da sich die Naht sonst wieder auftrennen kann.
h) Nun legt ihr den Kragen um den Ausschnitt eures T-Shirts auf und steckt ihn vorne und hinten entlang des T-Shirt-Kragens fest.
i) Jetzt kommt das Schrägband ins Spiel.
Das Schrägband legt ihr mit seiner geschlossenen Seite am Ausschnitt auf. Öffnet die gefaltete Seite des Schrägbands, die zum Ausschnitt hinzeigt (siehe Bild). Der aufgefaltete Teil des Schrägbands, der Kragen und der T-Shirt-Kragen liegen nun genau übereinander. Steckt das Schrägband so fest.
j) Die Stelle, an der der Anfang und das Ende des Schrägbands aufeinandertreffen, muss besonders festgesteckt werden. Dazu klappt ihr die schräg abgeschnittenen Enden ein, sodass sie gerade verlaufen, und steckt Ende und Angfang dann übereinanderlappend fest. Beim Nähen muss man dann an dieser Stelle besonders präzise sein und den Stoff vielleicht mithilfe einer spitzen Schere durch den Nähmaschinenfuß unter die Nadel führen.
k) Nun darf endlich mal wieder genäht werden! Die Naht, die nun Schrägband, Bubikragen und T-Shirt miteinander verbindet, verläuft entlang der Falznaht des Schrägbands (siehe Pfeil). Also näht ihr die Stofflagen genau entlang dieser Falznaht fest.
l) Als nächstes wird dann das Schrägband umgefaltet, um den T-Shirt-Kragen herum und dann durch Bügeln fixiert.
m) Jetzt ist es fast geschafft. Das Schrägband wird nun innen festgesteckt und dann mit der Hand festgenäht.
Hierzu eignet sich der Staffier- oder Blindstich. Dabei wird mit der Nadel knapp unterhalb des Schrägbands in den T-Shirtstoff eingestochen und die Nadel in die unterste Kante den Schrägbands geführt. Also man arbeitet immer knapp an der Kante der beiden Stoffe, die zusammengenäht werden sollten
Hier ist ein Video, in dem man das gut nachvollziehen kann.
So, und dann ist das alte neue T-Shirt mit schickem Bubikragen aka Peter-Pan-Kragen fertig.
Falls das jetzt super-duper kompliziert geklungen hat: Das ist es nicht. Man muss etwas Zeit einplanen und das Auflegen des Schrägbands ist ein bisschen tricky, aber ansonsten ist das gut zu schaffen. Ich hoffe natürlich nicht, dass es an meiner Erklärung liegt, dass das alles jetzt sehr kompliziert scheint. Gebt mir dazu gerne Rückmeldung. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Anleitungen (vor allem beim Nähen) oft sehr kompliziert klingen, aber sobald man das Material in der Hand hat und die Anleitung Schritt für Schritt nacharbeitet, verfliegt alle Komplikation.
Habt ihr schon euren Kleiderschrank frühlingsfit gemacht? Grad jetzt, während ich diesen Satz schreibe, beginnt es fröhlich zu schneien. Pff, Winter! Jetzt ist aber genug!
Ich wünsche euch Schönes
Natalie
P.S. Kennt ihr das, wenn man sich selbst auf Fotos sieht und denkt: „Hä, das bin doch nicht ich?!“ – so geht es mir ständig.
FeeMail meint
Ich kann nicht nähen, stimme dir aber ansonsten aus vollem Herzen zu :)!
Heidi Finition meint
Du bist mir im Vorteil: Ich kann nicht nähen. Sonst ständen die Kragen ganz oben auf meiner Liste.Und wegen des PS: Das kenn ich auch zu gut. Aber ich finde auch, dass man dich auf dem Bild nicht sofort erkennt. Zumindest habe ich dich irgendwie anders in Erinnerung 🙂
Daria Sweet meint
Finde ich Klasse!!! Super 🙂
SabrinaSterntal meint
Hallöchen Natalie! Ach jetzt ist es schon ewig lange her, dass ich deinen Blog besucht habe 😮 aber ich bin wieder daaaa und hab die erste Bachelorarbeit hinter mir 🙂 es geht zwar gleich weiter mit der zweiten, aber dann ist das Studium auch schon bald vorbei und es kehrt endlich ruhe ein. Du hast in deinem Kommentar von beruflichen Veränderungen und Umzug gesprochen? Jetzt hast du mich neugierig gemacht 🙂 was kommt denn auf dich zu bzw. was erwartet dich?Das Shirt mit dem selbstgemachten Kragen find ich klasse! Ich kann leider nicht nähen. Hab das nie gelernt, bewundere aber jeden der a.) die Geduld b.) das Talent aufbringt so etwas zu machen 🙂 Liebe Grüße, Sabrina
Sandrina S meint
aww, Bubi Kragen sind einfach so schön :)LG, Sandrina
Fräulein Ordnung meint
Durchgescrollt & gefunden, was ich gesucht habe :-)Ein Foto von Dir!Ich freue mich, Dch am 1. Juni in Münster kennen zu lernen!!Viele Grüße * Denise
verolution meint
voll gute idee, vorallem das schrägband, da wäre ich nicht drauf gekommen. vielen dank für die genaue erklärung! liebe grüße, veronika