Ihr Lieben fragt euch vielleicht, was im Moment im Holunderweg los ist, was es mit der gähnenden Leere auf sich hat. Stuttgart ist der Grund. Das wird in drei Wochen meine neue Stadt sein, wo ich eine grandiose Traumarbeitsstelle habe – genau das, was ich mir gewünscht und erhofft habe. Wahnsinn. Mein Herz piekt zwar schon ein bisschen, weil mir der Pott sehr fehlen wird, aber ich wusste, dass mein Aufenthalt hier erstmal nicht für immer ist. Gestern habe ich den Mietvertrag für die neue Wohnung unterschrieben und jetzt muss ich „nur noch“ Kisten packen.
Ganz nebenbei und unbemerkt ist die letzte Woche meines Ohne-Zucker-und-vegan-Experiments zu Ende gegegangen und davon möchte ich euch berichten.
30 Tage vegan
Wenn ich mich so sehr auf Pizza freue, warum mache ich mir keine vegane Pizza? Stimmt. Habe ich dann gemacht mit einem klassischen Hefeteig, mit frischem Spinat, Champignons, Tomaten und Pinienkernen – nur eben ohne Käse. Stattdesen habe ich Cashewnüsse püriert, Salz, Pfeffer und ein paar Hefeflocken untergerührt und dieses Gemisch in kleinen Nocken auf die fast fertig gebackene Pizza gegeben und so bis zum Ende gebacken – und ganz ehrlich: Das hat total gut geschmeckt. Ich konnte die einzelnen Zutaten viel stärker schmecken, die Pizza war nicht überwürzt und so gut wie nicht fettig (was meine empfindlichen Innereien sehr gefreut hat). Anders als klassische Pizza, aber tatsächlich nicht schlechter.
Jetzt wo es vorbei ist, finde ich es ganz merkwürdig wieder wie vorher essen zu dürfen, und bisher esse ich tatsächlich auch nicht so wie vorher. Es gab zweimal Eis und auch schon Sahne, Butter und Milch – aber nicht, wenn ich gekocht habe. Auch wenn das vielleicht ein inkonsequentes Argument ist, aber ich finde es ganz anstrengend und unangenehm, wenn andere Menschen auf meine Ernährungssonderwünsche Rücksicht nehmen und daher vielleicht sogar anders kochen müssen. Und beim schicken Geburtstagsessen wollte ich nicht nur Salat essen. Aber ich habe bisher noch nicht wieder mit tierischen Lebensmitteln gekocht oder gebacken. Ich habe mich daran gewöhnt, obwohl es nur 30 Tage waren.
14 Tage 30 Tage ohne Zucker
Zweimal habe ich noch gebacken. Marmorkuchen und noch einmal die Beerenmuffins, für die Arbeitskollegen und die Muffins zu einem Abschiedskaffeetrinken. Ich war gespannt auf die Reaktionen der Testesser und tatsächlich waren sie erst skeptisch und dann begeistert. Also immerhin 2/3. Durch den Agavendicksaft wird das Gebäck eher dunkel und schmeckt ziemlich würzig und karamellig. Daher hat einer meiner Kollegen den Marmorkuchen eher nicht so gut befunden: „Natalie, nichts gegen deine Backkünste. Aber dieser Kuchen schmeckt wie ein alter, von Weihnachten übrig gebliebener Honigkuchen.“ Hm.
Jetzt sind die 30 Tage um und ich finde es auch komisch, wieder Zucker essen zu „dürfen“. Es ist auch nicht so, dass ich jetzt besondere Gelüste auf Süßigkeiten oder Kuchen habe, gar nicht. Leider hatte ich auch kein Erweckungserlebnis bei dem ersten Eis oder dem ersten Schokoriegel. Irgendwie hat es nicht so recht schmecken wollen.
Agavendicksaft wird weiterhin fester Bestandteil meines Vorratsschranks sein, aber Backen werde ich wieder mit Zucker. Ansonsten ist man bei der Auswahl der Rezepte und Möglichkeiten leider ziemlich eingeschränkt. Außerdem glaube ich weiterhin nicht so recht, dass Agavendicksaft besser oder gesünder ist, als Industriezucker.
Ich möchte mich ganz herzlich für eure netten, offenen und interessierten Kommentare zu der Ich ess‘ Blumen-Reihe bedanken. Zuerst habe ich überlegt, das nicht hier zu dokumentieren, weil ich Sorgen hatte, es würde niemanden interessieren oder ihr könntet den Eindruck haben, ich wolle missionieren. Das liegt mir generell furchtbar fern. Aber Überlegungen zu Ernährung und vor allem damit zusammenhängende Wirtschaftskreisläufe und moralisch für mich nicht tragbare Behandlung von Tieren und Menschen sind Themen für mich, die in meinem Leben eine große Rolle spielen und ich würde mich verstecken, wenn das nicht ab und an auch Thema im Holunderweg wäre. Jedenfalls habe ich mit besonders großer Freude eure Kommentare zu diesen Beiträgen gelesen.
Jetzt packe ich meinen Koffer, es geht ans Meer. Habt gute Tage.
Ich wünsche euch Schönes
Natalie
P.S.: Ene weitere Konfetti-und-Fanfaren-Neugkeit habe ich noch zu verkünden: Die Gewinnerin von Home Made Sommer wurde ausgelost, das war vielleicht spannend für mich. Das Buch ist bereits auf dem Weg nach Österreich zu der lieben Sabrina von Starlights in the Kitchen.
Fabulatoria meint
Liebe Natalie,ich finde es bewundernswert, dass du das durchgehalten hast. Wahrscheinlich ist es für einen Vegetarier noch ein Stück weit einfacher, aber gerade das Ersetzen von Käse auf der Pizza ist schon eine echte Herausforderung.Zucker zu ersetzen war für mich bisher immer schwierig. Süßstoff oder Stevia schmeckt im Kaffee einfach nicht. Aber vielleicht sollte ich auch mal intensiver nach Alternativen in anderen Bereichen schauen. Danke für diesen Anstoß.Ich wünsche dir einen tollen Urlaub und einen nicht all zu stressigen Umzug. Leider werden wir uns beim nächsten Blogowski-Treffen nicht persönlich verabschieden können, also wünsche ich dir auf diesem Weg eine tolle Zeit im pottschen Exil. Man soll seine Träume leben und mit deinem Traumjob hast du ganz sicher einen guten Start :o)Fühl dich gedrückt.Liebe Grüße, Carmen
Persis meint
Ich finds echt spannend, wie man sich manche Ernährungsgewohnheiten ab- bzw. antrainieren kann. Daß Zucker nach einem längeren Verzicht plötzlich nicht mehr schmeckt, habe ich oft gehört (und teilweise auch am eigene Leib erlebt). Ich wünsche Dir eine schöne Zeit am Meer!
CupcakeQueen meint
Ich finde das Argument überhaupt nicht inkonsequent, ich versuche zuhause auch weitestgehend aufs Essen zu achten, zwinge aber niemandem auf Extrawürste für mich zu fabrizieren. Wer will schon auf Geburtstagen auf den Kuchen oder leckeres Essen verzichten, wenn man nicht muss. 🙂
Julia meint
Das klingt ja spannend! Viel Erfolg im neuen Job und gutes, schnelles Eingewöhnen in Stuttgart. Ich verzichte in der Fastenzeit immer auf Süßigkeiten und merke tatsächlich, dass man sich die "abgewöhnen" kann. Zwar freue ich mich immer auf das "Fastenbrechen" und das erste Schoko-Osterei. Aber wirklich "brauchen" tut man's nach 7 Wochen nicht mehr…
SabrinaSterntal meint
Liebe Natalie, gratuliere zu 30 Tagen ohne Zucker 🙂 sowas ist ganz schön hart…am Anfang, aber so wie du schon erwähnt hast, fühlt es sich dann komisch an, wenn man doch wieder Zucker ist 🙂 vielen vielen Dank für den Gewinn! Das Büchlein ist gestern bereits bei mir eingetrudelt und am Wochenende werde ich mal darin schmöckern <3 (+ natürlich erwähne ich das Gewinnspiel auch auf meinem Blog :)).Ich hoffe du hattest ein paar schöne Tage Urlaub! Viele Liebe Grüße, drück dich, SabrinaP.S. Agavendicksaft rockt ;-D
Ann-Katrin meint
Wow, 30 Tage ohne Zucker und vegan. Und ich muss sagen, dass ich lange keine soooo leckere Pizza mehr gesehen habe! Ich glaube, da würde ich den Käse gar nicht vermissen (und ich bin Käse Fan!). Ich finde es ganz, ganz unglaublich spannend, dich auf deinem Blog bei deiner Ernährungsreise ein bisschen zu begleiten. Vielleicht traue ich mich so eine Umstellung auch irgendwann mal, ist bestimmt eine lohnenswerte Erfahrung. Liebe Grüße 🙂